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Jan Hein van Melis

Wie werde ich ein richtig guter Genießer?

Jan-Hein van Melis stellt diese Art von Fragen häufiger. Einmal brachte er den Text „Dürfen wir endlich Geld verdienen?“ auf einer Wedgwood-Terrine an, noch dazu in der einzigen Farbe, die er als Künstler verwendet: das Orange, das laut dem Farbkennzeichnungssystem RAL 2009 genannt wird. Es handelt sich um die Farbe des niederländischen Königshauses, ist jedoch auch ein Farbton, der in Snackbars und Frittenbuden benutzt wird, um Köstlichkeiten wie BerenklauwFrikandelKapsalon und Patatje oorloganzupreisen. Beliebte Snacks in den Niederlanden, die Äquivalenten von Beelitzer Spargel, Spreewaldgurke, Frankfurter Würstchen, Hamburger Labskaus und Königsberger Klopse.

Orange gilt Vielen als schwierige Farbe, die mit den 1970er Jahren und Materialien wie Formica und Polyester assoziiert wird. Es kam bei Objekten zum Einsatz, die vor fünfzig Jahren hip waren, heute jedoch derart altmodisch erscheinen, dass sie als Vintage durchgehen. Van Melis verwendet ausschließlich diesen Farbton und liebt alle Konnotationen, die mit ihm verbunden sind. Nicht nur bemalt er Services damit, auch dekorierte er einmal die Werbung für seine Dahlia Race Show in der Farbe. In den 1990er Jahren nahm ich daran teil: Eine Fernsteuerung wurde mir in die Hand gedrückt, und ich durfte ein Modellauto aussuchen, mit dem ich gegen einen anderen Spieler auf einer ausgedehnten Rennbahn um die Wette fuhr. In jener Zeit war ich, genau wie Geer Pouls, der Erfinder und damals alleinige Eigentümer von Brutto Gusto, Mitglied eines Dahlienvereins. Wir hegten und pflegten unsere eigenen Dahlienpflanzen und interessierten uns für alles, was mit diesen wundersam geformten und gefärbten Blumen in Zusammenhang stand. Also auch die Dahlia Race Show von Jan-Hein van Melis. Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich gewonnen habe, aber ich sehe noch deutlich den prächtigen und heiteren Wettbewerb vor mir, und ich bewahre noch immer das bemalte Wedgwood-Tellerchen als Souvenir.

Van Melis ging einen Schritt weiter: Er kreierte seine eigene Welt auf der Grundlage des Etiketts der italienischen Biermarke Morena, auf dem eine dunkelhaarige schöne Frau abgebildet ist. Für sie dachte er sich eine Dessous-Kollektion aus, ein Nagelstudio, einen Hundezwinger, aber auch einen eigenen Frittenladen. Sämtliche Abbildungen sind in Orange gemalt und fußen auf einer Bildsprache, die in der Werbung und auf Verpackungen verwendet wird: Hunde, Bier, Snacks, Nagellackfläschchen und wilde Blumensträuße. Dinge, die uns fröhlich stimmen, Dinge zum Genießen.

Für Brutto Gusto stieg van Melis von Wedgwood auf KPM um, von Frikandel auf Frankfurter Würstchen. Die Antwort auf seine Frage bleibt dieselbe: Genuss ist für jeden, doch muss man sich dafür schon ein wenig anstrengen.

Piet de Jonge